Im Video spricht
Alexander App von der Feuerwehr Deggendorf
über den Einsatz und die Aussichten.
(Florian Festl)
18.11 Uhr: Der Feuerwehrmann kämpft seit Tagen gegen die Fluten. Er leitete den Einsatz, der den Isardamm bei Deggendorf retten sollte. Zehntausende Sandsäcke verbaute seine Mannschaft auf der Krone des Bauwerks, doch es reichte nicht, das Wasser war stärker. „Es war ein bitterer Moment, den Rückzug anzuordnen“, sagt App. Er musste zusehen, wie Fischerdorf binnen Stunden in den Fluten verschwand. Alexander Apps Einsatzort ist jetzt Steinkirchen. Er hofft, dass dieser Damm hält. „Der Damm schwabbelt wie Pudding, er ist stark durchweicht.“ (Florian Festl)
17.28 Uhr: Die flussnahen Bereiche von Steinkirchen bei Plattling drohen bei einem Dammbruch in den Fluten zu versinken, der Ort ist teilweise überschwemmt und evakuiert. Feuerwehrkommandant Norbert Retzer rechnet mit einer Entwarnung erst Ende nächster Woche – wenn der Donaudamm hält. Er ist seit vier Tagen im Einsatz, bei vier Stunden Schlaf insgesamt. Die Pegel sinken nur sehr langsam, fielen heute vom Höchststand 8,30 Meter auf jetzt 8,10 Meter, beim bisherigen Rekordhochwasser 1954 stand das Wasser über einen halben Meter tiefer. (Florian Festl)
Die
A3 ist im Norden bereits 35 Kilometer vor Deggendorf abgeriegelt
, der Region droht der Verkehrsinfarkt, langsam schleppen sich Fahrzeug-Kolonnen auf den Umleitungen übers Land.
(Florian Festl)
15.50 Uhr: Konvois des Katastrophenschutzes mit schwerem Gerät sind auf der A3 unterwegs, an einer Autobahnbaustelle füllen Soldaten Säcke mit Sand. Sie packen Ladeflächen großer Bundeswehrtrucks damit voll. (Florian Festl)
15.36 Uhr: Über Regensburg türmen sich dicke Wolken. Weil mit neuem Regen gerechnet wird, gilt in der Donaustadt noch immer Katastrophenalarm. Derzeit schürfen die Bewohner dort hart werdenden Schlamm aus ihren Häusern. Seit fünf Tagen sind die Helfer im Dauer-Einsatz. Es geht weiter Richtung Deggendorf. (Florian Festl)
14.58 Uhr: Abstecher von der A93 nach Eining. Dort, wo sonst eine Donaufähre Ausflügler über den Fluß bringt, hat sich eine Auenlandschaft ausgebreitet. Das Häuschen des Biergartens steht fast bis zum Dach im Wasser. Zwischen den Bauernhöfen riecht es brackig, nach Hafen statt nach Mist. Der Fährmann und zwei Helfer der Feuerwehr brechen mit einem Motorboot auf für erste Aufräumarbeiten, um verkeilte Äste zu lösen. (Florian Festl)
14.46 Uhr: Horst Seehofer hat den Hubschrauber, der hier gerade fehlt. Er spricht im Autoradio auf B5 von einem nie dagewesenen Ausmaß einer Flutkatastrophe in Bayern. Der Ministerpräsident ist nach dem Überflug erschüttert von der Lage in Deggendorf. Im Verkehrsfunk laufen die vielen Sperrungen wegen des Hochwassers. (Florian Festl)
14.30 Uhr: Auch im kleinen Wolnzach, dem Hopfen-Ort, gibt es Donauschiffer. Einer ist mein Bekannter Klaus Ivanca, er schippert alles, was richtig schwer ist, also Bagger, Kräne, Mähdrescher, über Deggendorf oder Regensburg hinab bis ans Schwarze Meer. Was die Landwirte und Baufirmen hier aussortieren fährt dort unten noch jahrzehntelang weiter. Ivanca spricht von einer „Riesen-Katastrophe“, die sich in diesen Tagen abspielt. Er glaubt, dass seine Donau noch Tage lang nicht schiffbar sein wird. „Dort werden sie aufräumen müssen, die Fahrrinne säubern“, sagt Ivanca. „Da ist so viel kaputt, im Fluss liegen Schuttmassen.“ Es wird eh Zeit, dass mal wieder einer aufräumt in der Donau: „Es würde mich nicht wundern, wenn bei der Bergung auch noch alte Weltkriegspanzer auftauchen.“ Ich frage Ivanca, wie man sich dem Hochwasser am besten nähern kann. Ein Flugzeug, meint er. Die Zufahrten zur Donau in Niederbayern sind weiträumig abgesperrt, auf den Autobahnen dort steht das Wasser meterhoch. Weil ich gerade kein Flugzeug im Vorgarten habe, packe ich meine Sachen, und fahre los – mit dem Auto, ich nehme die A93 Richtung Regensburg. (Florian Festl)
14.01 Uhr: Jetzt scheint die Sonne, die Vögel zwitschern. Weit weg erscheinen die Bilder aus dem nahen Deggendorf, das teilweise aussieht wie nach einem Tsunami. Ich könnte jetzt in die Redaktion fahren und von dort bis weit in die Nacht hinein über das Hochwasser in Europa berichten – mit Informationen anderer Reporter und aus Nachrichtenagenturen. FOCUS Online sitzt in München, wo die Menschen schon wieder das schöne Wetter in Biergärten genießen. Passt das, wenn gar nicht allzu weit weg die Jahrtausendflut wütet? Ich beschließe, der Flut hinterherzufahren, um das Geschehen für unsere Leser von unterwegs näher und direkter zu schildern. (Florian Festl)
13.50 Uhr: Wolnzach, mein Wohnort im Norden Münchens, gelegen in der Hallertau. Rundum wird der Hopfen für das Bier angebaut, nur ein Rinnsal fließt an normalen Tagen durch den Marktflecken. Die letzten Tage aber war dieses Bächlein zu einem reißenden Strom angeschwollen, alle Uferwege sind unterspült. Außerhalb des Ortes sammelte sich braune Brühe in großen Seen, wo sonst nur Wiesen sind. Anderswo im Landkreis Pfaffenhofen, zu dem Wolnzach gehört, war es noch schlimmer, Tag und Nacht kämpften Helfer an Ilm und Paar gegen die Fluten, pumpten Keller aus und bauten Sandsackwehre – bis gestern der Katastrophenalarm aufgehoben wurde. (Florian Festl)
Dramatische Lage in Deggendorf
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Hochwasser in Deutschland – Live vor Ort: Zwangsevakuierungen unter Wut und Tränen
via Arne Ruhnau News http://arneruhnau.com/hochwasser-in-deutschland-live-vor-ort-zwangsevakuierungen-unter-wut-und-tranen/
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